Gäste gern gesehen

Hier sind Italiener eingezogen: Ein Lowboard von Molteni, Stühle von Desalto und Alias, dazu ein Sofa von Arketipo. Man muss aber nicht Italiener sein, um sie alle bei sich zu Hause stehen zu haben. Designbewusstsein ist schließlich grenzenlos.

Es sollte elegant, chic und modern sein, aber unaufdringlich und schon gar nicht protzig. Das, was das formal reduzierte Dreifamilienhaus in Mauerbach hinter der Wiener Stadtgrenze nach außen hin ausstrahlt, setzt sich auch in seinem Inneren fort. Die drei Apartments, wovon zwei einen eigenen Garten besitzen, sind unterschiedlich groß und auf die Bedürfnisse der jeweiligen Bewohner exakt zugeschnitten. In dem Apartment, das über keine eigene Grünfläche verfügt, dafür aber hoch oben angesiedelt ist, schuf man sich durch Balkon und Terrassen eigene Outdoor-Oasen zum Relaxen. Der junge Bewohner ließ sich ein frisches, cooles Wohnreich für zwei Personen so maßschneidern, was exakt dem entspricht, wie man sich die Coming-up-Generation vorstellt, die auf Lifestyle kombiniert mit einer kräftigen Portion Markenbewusstsein viel Wert legt. Deshalb sind sie auch hier vertreten, die großen Namen der internationalen Designszene.

Durchgedacht

Der Planer, der junge Ingenieur Alexander Feige, hat weit vorausgedacht und traf mit dem Konzept präzise den Geschmack seiner Klientel. Hell sollte es sein und nach Süden orientiert, um möglichst viel Sonne hereinzuholen. Um das Tageslicht noch besser erleben zu können, fügt er in die Dachschräge ein sagenhaft riesiges, fix verglastes Dachfenster ein, das gigantische vier mal fünf Meter misst. Dem Blick in den Himmel steht damit zu keiner Tages- und Nachtzeit nichts im Wege. In diesem oberen Geschoss der Wohneinheit befindet sich aber nicht, wie man vielleicht vermuten mag, das Schlafzimmer für Sternchengucker, sondern die großzügige Wohnebene, die – loftartig mit einer Raumhöhe von vier Metern bis zum First – in zwei ebenso großzügige Terrassen mündet. Die Einrichtung ist spartanisch in positivem Sinne, lässt das Ambiente aufgeräumt wirken und verzichtet auf jeglichen Schnickschnack. Nur was dem Bewohner wirklich wichtig ist, findet hier einen Platz: ein großes Sofa, ein schwarzer, gläserner Schreibtisch für das Home-Office und ein Schlagzeug, wo der Musikleidenschaft nachgegangen werden kann. Der Wohnbereich wirkt puristisch, clean und elegant, nicht nur durch die Dominanz der Farbe Weiß, die sich übrigens wie ein – in diesem Fall – „weißer“ Faden durch die ganze Wohnung zieht. Dazu kontrastiert lediglich der edle Boden aus amerikanischem Nussbaum, der an der Stelle, wo sich die Dachschräge und der Fußboden beinahe berühren, in eine Glasfläche mündet, die das Licht der oberen Etage an den unteren Bereich weitergibt. Im unteren Geschoss, das gleichzeitig das erste Obergeschoss des Gebäudes ist, findet alles andere statt. Hier wird gekocht, gegessen, geschlafen, mit den Gästen gelacht – alles verpackt in eine offenen, luft- und lichtdurchflutete Szenerie in Form einer offenen Küche, die mit dem Essbereich in den direkten Dialog tritt. Dort befindet sich ein großer Esstisch von Arco, der auch aus amerikanischem Nussholz gemacht ist und damit das Materialthema der oberen Wohnebene aufnimmt. Einladend wirkt er, schließlich ist man gerne Gastgeber. Beim Bodenbelag hat man sich auf dieser Ebene für grauen Schiefer entschieden, der sich – bis auf das Schlafzimmer, von dem aus auch das Badezimmer begehbar ist – durch das gesamte Geschoss zieht. Gerade im Schlafzimmer wurde besonders darauf geachtet, mit der Sonne aufzuwachen und den nahe gelegenen Wald zu sehen. Ebenfalls viel Licht bekommt man auch im zehn Quadratmeter großen Badezimmer ab, das gleich über drei Fenster mit satiniertem Glas verfügt. Dort gibt es eine bodengleiche geräumige Dusche und eine noch großzügigere Badewanne, die eineinhalb mal zwei Meter misst. Die Einbeziehung der Natur und der Sonne ist auch hier perfekt gelungen.

Mut zum Design

Man möchte zwar damit nicht angeben, aber ein bisschen stolz ist man doch auf das, was man sich geschaffen hat. Und das verpackt in einen passenden Rahmen aus wenigen, dafür ausgesuchten Materialien, die die Einrichtung voll zur Geltung bringen. Einzelne Eyecatcher wie ein Zebrafell, der Schaukamin von Mandl&Bauer oder eine schwarze Designerleuchte setzen stilsichere Akzente. Selbst die Treppe aus Metall mit massiven Trittstufen aus amerikanischem Nussholz wurde eigens für diese Wohnung entwickelt. Schließlich nimmt sie einen prominenten Platz in der Nähe des Essbereichs ein, und auch sie verbindet durch das Material unten mit oben. So hat man trotz Trennung der Aufenthaltsbereiche immer das Gefühl der Verbundenheit. Auch für den Außenbereich hat man sich sehr viele Gedanken gemacht. Auf der Terrasse soll es sich gemütlich chillen und loungen lassen können, dazu gibt es natürlich die passenden Möbel in Anthrazit mit heller Polsterung, begleitet von einem eigenen Duschbereich. Auf ein Geländer im klassischen Sinne hat man bewusst verzichtet. Stattdessen schließt man die Terrassen mit Trögen aus Edelstahl ab, um den grünen Daumen zu aktivieren und sich vor neugierigen Blicken zu schützen. Darüber hinaus gibt es auch eine Brüstung, in die ganz elegant die Beleuchtung integriert ist. Der Boden der Terrasse ist schließlich noch ein Highlight für sich: Geriffeltes Western-Red-Cedar-Holz breitet sich unter den Füßen aus. Warum ausgerechnet das und nicht das trendige Bangkirai? Ganz einfach: Es riecht gut, ist weich und zugleich widerstandsfähig – so lautet die klare Antwort.

Was will man mehr

Abgesehen von der Raumanordnung und der Einrichtung wurde auch alles andere nicht dem Zufall überlassen. Die Wohneinheit verfügt zwar über wenige Türen, doch die haben es in sich. Sie sind nicht weniger als 220 Zentimeter hoch und bündig mit der Wand. Sogar die Rosette verschwindet im Türblatt, so dass lediglich der Türdrücker herausragt. Selbstverständlich sind auch sie ganz in Weiß gehalten. Apropos Tür: Um sich zu diesem Privatrefugium Zutritt zu verschaffen, muss man erst den richtigen Finger parat haben, denn Einlass wird nur über Fingerprint gewährt. Last, but not least ist auch noch der private Wellnessbereich im Keller zu erwähnen, der sich über ein großzügiges Lichtband ebenfalls ordentlich viel Tageslicht holt. Darin findet man alles, was das Relaxer-Herz begehrt: eine Schwallbrause, eine Infrarotkabine in Kombination mit Sauna und Solarium sowie die obligatorische Liege und eine Trainingseinheit. Platz ist ja da, immerhin ganze 50 Quadratmeter: Mit Fußbodenheizung, versteht sich.